Grimme Online Award 2017

Die mit den Händen tanzt

Lauras Leidenschaft ist die Musik. Und die Gebärdensprache. Beides verbindet die Protagonistin der Multimedia-Reportage "Die mit den Händen tanzt" in ihrer Profession: Sie dolmetscht Konzerte. Das auf dem Tool "Pageflow" basierende Angebot des HR stellt sie und ihren Job vor. Sie animiert die Nutzer, Songs zu erraten, erklärt einzelne Gebärden, erzählt Witze und räumt mit Klischees auf. So schlägt das Webspecial eine Brücke zwischen der Welt der Hörenden und der der Hörgeschädigten.

Preis verliehen für Autorenschaft und Umsetzung

Internetadresse: reportage.hr.de/die-mit-den-handen-tanzt

Anbieter: Hessischer Rundfunk

Verantwortliche Personen: Christian Cyfus (Umsetzung), Salvatore Detzel (Umsetzung), Miriam Dünschede (Umsetzung), Justus von der Handt (Umsetzung), Kerstin Henninger (Umsetzung), Oliver Körting (Umsetzung), Klaudija Schnödewind (Autorenschaft und Umsetzung)

Begründung der Jury:

"Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist" – Herbert Grönemeyers Songtext trifft auf Laura Schwengber, die Protagonistin in Klaudija Schnödewinds Webreportage für den Hessischen Rundfunk, nicht zu. Denn die Gebärdensprach-Dolmetscherin übersetzt Konzerte von Hip-Hop bis Klassik und trifft dabei den richtigen Ton mal über die Beschreibung beispielsweise eines dominanten Instruments, mal durch eine Emotion. Eine Interpretationsleistung, die auch Hörenden das Gefühl vermittelt, Musik plötzlich mehr zu spüren als "nur" zu hören. Über das spezielle Sujet "Musikdolmetschen" vermittelt diese Reportage Inklusion als einen wechselseitigen Prozess: Nicht nur die Gehörlosen erhalten Zugang zur Welt der Hörenden, sondern Hörende werden auf sympathische Art in das Erleben Gehörloser eingeladen. Die gut durchdachte Multimedia-Reportage nutzt das Storytelling-Tool "Pageflow", um eine Bühne für spielerisches "Begreifen" zu schaffen. Die Erzählstränge zu Lauras Person und Beruf werden ergänzt von Quiz-Elementen, Witzen und einer "Klischeekanone" – sie sorgen mit der Aufforderung zur Interaktion dafür, dass sich der Betrachter fragt, warum unsere Welt sich nicht öfter so leichtfüßig von Barrieren trennt. Bei aller Verspieltheit zeichnet sich die Reportage durch eine reduzierte Gestaltung aus, die es erlaubt, sich ganz auf das vermittelte Thema zu konzentrieren – und ist in der Kombination von Gebärdensprache, Ton und Untertitelung zugänglich für alle. Auf eine Einladung von Grönemeyer wartet Laura übrigens noch. Auf dessen Bühne live ein Konzert zu dolmetschen ist ein Traum der quirligen Weltenmittlerin, ebenso wie mehr Gebärdensprach-Dolmetscher.

 
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