Grimme Online Award 2007

Die Preisträger

Kategorie WISSEN und BILDUNG

Kategorie KULTUR und UNTERHALTUNG

PUBLIKUMSPREIS



Preisträger des Grimme Online Award INFORMATION



Fudder – Neuigkeiten aus Freiburg

 
Screenshot "Fudder"

Wie lief das Russisch-Abitur? Warum wurden die Altglas-Container nicht geleert? Und was ist los in Freiburg? "Fudder" schreibt über Themen, die junge Leute in Freiburg bewegen. Konsequent multimedial und interaktiv, mit zahlreichen Weblogs und einer Kommentarfunktion zu jedem Artikel, hat die Website seit dem Start im Januar 2006 und dem Relaunch im Oktober 2006 eine große und aktive Community geschaffen.

Preis verliehen für Konzept und Redaktion

Anbieter: Online Verlag GmbH Freiburg

Geschäftsführung: Hans-Otto Holz

Verlagsleiter: Manfred Neufang

Konzept, Realisierung und Leitung: Markus Hofmann 

Technik: freinet GmbH, Freiburg; New Identity AG, Mainz

Design: Thomas Piske Media, Freiburg

Internetadresse: www.fudder.de

Begründung der Jury

Das Netz ist global, die Interessen der Nutzer oft aber regional, mitunter sogar lokal orientiert – denn nichts ist so spannend wie das Geschehen vor der eigenen Haustür. Daher nutzen Informationsanbieter und Onlineredaktionen immer öfter das Internet als multimedialen Kanal, um das Publikum vor Ort zu erreichen.

Die aus Freiburg stammende Site „Fudder“ setzt für ihre Leser diesen Regionalbezug beispielhaft um. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf aktuellen Informationen zu allen Lebens- und Interessenbereichen – eine derart gelungene Kombination von „vor Ort“ und „tagesaktuell“ war im Netz bislang nicht oft zu beobachten.

In Freiburg setzt man auf Dialog und Beteiligung, der Nutzer aus der meist jungen Zielgruppe wird direkt angesprochen – die auf der Site erkennbare rege und kreative Beteiligung der Leser lässt erkennen, dass das gut überlegte Konzept die Grundlage für ein nachhaltiges Community-Building liefert. Wie schon im Fußball, scheint Freiburg einen Nährboden für den „anderen“, erfolgreichen Ansatz zu bieten – Kreativität, Innovation und Qualität vereinen sich auch bei „Fudder“ und lassen ein lesenwertes Angebot mit einer spannenden Formenvielfalt entstehen. Dass die klare Struktur und der übersichtliche Aufbau der Site die Zielsetzung sinnvoll unterstützen, scheint da nur noch eine erwartbare Selbstverständlichkeit zu sein. „Fudder“ ist ein wohldurchdachtes Vorbild für regionale Informationsangebote, das auch Leser außerhalb Freiburgs mit interessanten Themen und Beiträgen versorgt.

 
 



Stefan Niggemeier – Blog

 
Screenshot "Stefan Niggemeier"

Kritisch über Medien berichten, das ist Stefan Niggemeiers Beruf. In seinem Weblog zeigt der Medienjournalist tagesaktuell auf, was schief läuft in den deutschen Medien. Einzelne Themen verfolgt er über lange Zeit, um so auch Strategien der Anbieter aufzuzeigen. Mit den Beiträgen regt Niggemeier immer wieder zu Debatten an – in den Kommentaren des Weblogs, aber auch innerhalb des Internets und der traditionellen Medien.

Preis verliehen für Autorenschaft und Gesamtverantwortung

Gesamtverantwortung: Stefan Niggemeier

Internetadresse: www.stefan-niggemeier.de/blog/

Begründung der Jury

Dem gelernten Medienjournalisten Stefan Niggemeier ist es gelungen, die Paradigmen der Medienkritik von den Printmedien ins Web zu übertragen und mit diesem Medienwechsel seinen medienkritischen Einfluss auszuweiten. Basierend auf journalistischen Standards, kritischen Argumentationsmustern, aber auch schneidender Polemik, nutzt er die spezifischen Formen des Weblogs, um die Aufmerksamkeit der User auf relevante Medienthemen und problematische Entwicklungen zu lenken.

Die Recherchearbeit, das Zusammentragen von Medienquellen und das richtige Gespür für Themen münden in eine Vielzahl von Beiträgen, die in dieser Form in traditionellen Medien nicht möglich sind und die Medienkritik qualitativ erweitern. Nicht zu vernachlässigen sind nicht nur Beharrlichkeit und das Festbeißen an Medien-Themen, sondern auch die beeindruckende Unabhängigkeit und die schlüssigen Argumentationen. Die umfangreichen User-Kommentare und die Rückwirkung seiner Blog-Beiträge in die klassischen Medien belegen die Popularität und Professionalität dieses Bloggers.

Mit "BILDblog", 2005 mit dem Grimme Online Award prämiert, hat ihr Gründer Stefan Niggemeier im Sinne einer „Werkkritik“ bereits bewiesen, dass sein herausragendes publizistisches und webspezifisches Profil durch Nachhaltigkeit geprägt ist. In seinem eigenen Blog überträgt er diese Dimension nun auf die Beobachtung der gesamten Medienlandschaft.

 
 



Tagesschau-Blog

 

Eine Redaktion schreibt über sich selbst: Die Macher der Tagesschau berichten in ihrem Weblog darüber, wie ihre Sendung entsteht. Die kleinen Erfolge im Redaktionsalltag sind ebenso Thema wie Missgeschicke und Rückschläge. Präsentiert wird es unterhaltsam, kompetent und durchaus auch selbstkritisch.

 

Preis verliehen für redaktionelle Verantwortung und Autorenschaft

Anbieter: ARD

Verantwortliche Personen: Jörg Sadrozinski (Gesamtverantwortung); Dr. Kai Gniffke, Thomas Hinrichs, Christian Thiels, Ute Welty (Redaktion)

Internetadresse: http://blog.tagesschau.de

Begründung der Jury

Den Einblick in den journalistischen Alltag gewähren, die Herausforderungen der tagesaktuellen Berichterstattung medienethisch diskutieren und spannende Hintergrundinformationen liefern – kann eine Website so etwas überhaupt leisten? Die kurze wie verblüffende Antwort lautet eindeutig „Ja“. Und auf den ersten Blick ebenso überraschend ist die Tatsache, dass das Online-Angebot, das diesen hohen Anforderungen entspricht, den etablierten Medien entstammt: Das Blog der Tagesschau-Redaktion stellt eine äußerst gelungene Rückkopplung des Netzmediums mit dem (öffentlich-rechtlichen) Fernsehen dar und kombiniert dabei eine mediengerechte Aufbereitung der Inhalte mit der gewohnten Seriösität des Mutter-Mediums.

In ungewöhnlicher Offenheit, ungezwungener Sprache und ohne staatstragende Pose berichten ARD-aktuell-Chefredaktion und Tagesschau-Redakteure über Problemfälle ihrer Berichterstattung, erzählen Hintergründiges und geben somit einen fundierten Einblick in ihre Arbeit. Gewissermaßen nebenbei werden medienethische Positionen erläutert und diskutiert, auf eigene Schwächen und weniger gelungene Berichte hingewiesen und dem Gebührenzahler somit verdeutlicht, welcher Aufwand und welche Schwierigkeiten sich mitunter hinter einem zweiminütigem Nachrichtenfilm verbergen.

Das Tagesschau-Blog verzichtet dabei in wohltuender Weise auf technische Schnörkel, ist eine solide gestaltete Lösung und lädt genrespezifisch zu Kommentaren ein. Dem so angestoßenen Dialog mit den Nachrichten-Machern wohnt etwas Demokratisches inne und nimmt, zumindest im Netz, der Tagesschau etwas von ihrer Schwere. Das alles ohne den pädagogischen Zeigefinger, der Lerneffekt stellt sich hier durch die Lektüre der zum Teil hochspannenden Texte ein – Medienkompetenz wird en passant vermittelt. Das Tagesschau-Blog ist somit beispielgebend für die Wechselwirkung von Netz und Fernsehen – und sollte Schule machen.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award WISSEN und BILDUNG



Elektrischer Reporter

 

Der "Elektrische Reporter" ist unterwegs in Sachen Internet: In wöchentlich erscheinenden Videos interviewt er Experten zu neuen Technologien und Entwicklungen im Web. Mario Sixtus' einzigartige Anmoderationen geben dem Format die persönliche Note. Im überzeichneten Duktus eines Nachrichtensprechers erklärt er – für Laien verständlich – selbst die komplizierteste Technik. Und seine Wissensvermittlung endet nicht bei der Theorie: Viele der vorgestellten Features kann der User gleich auf der Website des "Elektrischen Reporters" ausprobieren.

Preis verliehen für Konzept, Realisierung und Moderation

Anbieter: Verlagsgruppe Handelsblatt

Verantwortliche Personen: Mario Sixtus (Gesamtverantwortung); Siggi Becker, Torsten Kleinz (Mitarbeit)

Internetadresse: www.elektrischer-reporter.de

Begründung der Jury

Der "Elektrische Reporter" zeigt beispielhaft, in welche Richtung sich Online-Videoformate im glücklichsten Fall entwickeln können. Mario Sixtus ist nicht nur Redakteur und Moderator, sondern auch Kameramann und Cutter der oft hervorragenden Beiträge mit unverwechselbarem Stil. Immer wieder gelingen dem journalistischen Einhandsegler erleuchtende Gespräche mit dem tonangebenden Personal der Elektrosphäre – und das zumeist im Wochenrhythmus.

Sixtus’ geschliffene und kenntnisreiche Moderation borgt sich ihre Chuzpe bei zeitgenössischen TV-Vorbildern, das Pathos bei den Nachrichtensprechern der 70er, die künstliche Dramatik bei den Schwarz-Weiß-Filmen der 50er. Was im klassischen Fernsehen nicht funktioniert, schafft im Netz Unverwechselbares.

Der "Elektrische Reporter" wird vorbildlich aufbereitet: Er sendet nicht nur unter seiner eigenen Domain, sondern auch über die „angeschlossenen Funkhäuser“ von Sevenload bis Youtube. Ein ganzes Spektrum von Video- und Audiofeeds lässt sich zudem abonnieren.

Lobend erwähnen möchte die Jury den journalistischen Auftraggeber Handelsblatt, der weder auf der eigenen Domain noch auf einem aufdringlichen Bewerben des Mutterangebots besteht. So erst kann der "Elektrische Reporter" jene Eigenständigkeit entwickeln, die ihn vor vielen anderen Videoformaten auszeichnet.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award KULTUR und UNTERHALTUNG



Nach 100 Jahren

 
Screenshot "Nach 100 Jahren"

Monika Porrmann veröffentlicht den Briefverkehr der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff in Form eines Weblogs. Eine Datenbank ermöglicht sowohl das Stöbern in den Korrespondenz-Zitaten als auch die gezielte Recherche. Ausführliche Informationen über die Protagonisten sowie eine Karte mit den Aufenthaltsorten Drostes ergänzen den Briefverkehr und ermöglichen so einen neuen Zugang zu vergangener Literatur.

Preis verliehen für Idee, Konzept und kreative Gesamtleistung

Verantwortliche Person: Monika Porrmann

Internetadresse: www.nach100jahren.de

Begründung der Jury

"Nach 100 Jahren möchte ich gelesen werden”, wünschte sich die Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff. Die Journalistin und Droste-Kennerin Monika Porrmann hat sie nicht nur einfach erhört: Auf ungewöhnlich gelungene Weise hat sie Auszüge aus den etwa 700 Briefen Droste-Hülshoffs in ein Weblog gefasst – ein work in progress. Der Zugang zu der historischen Person ist hier neu durchkomponiert, erfrischt und erweitert. Man kann in aufschlussreichen Korrespondenz-Zitaten stöbern, gezielt suchen, ergänzende Informationen mitnehmen oder seine Lieblingsstellen gleich weitermailen.

Im Web wird etwas Altes wieder sehr lebendig, Form und Inhalt finden sich in einer schönen Balance (Man wünscht sich einen solchen Ansatz als leuchtendes Beispiel für Historiker und Literaturwissenschaftler). An keiner Stelle lässt sich die Modernität der Darstellungsform dazu hinreißen, mehr sein zu wollen als ein zeitgemäßer Weg zu den Briefen einer Frau aus dem 19. Jahrhundert.

Der Versuch, einen von der literarischen Person unterschiedenen, wagemutigen Menschen sichtbar werden zu lassen, ist kongenial in die Blog-Strukturen eingewoben, die Gestaltung so unaufdringlich wie einnehmend, von freundlicher Ironie begleitet. Technisches und inhaltliches Verständnis reichen sich hier die Hand. “Nach 100 Jahren” zeigt als ein Glücksfall, was das Web an Möglichkeiten bietet.

 
 



Polylog.tv

 
Screenshot "Polylog"

"Polylog.tv", herausgegeben von der Polylux-Redaktion des RBB, ist – so die Selbstbeschreibung – "ein Video- und Debatten-Portal für alle, die sich für ihre Zeit interessieren". Dabei können die Nutzer die Magazin-Beiträge der Redaktion nicht nur mit Texten, sondern auch mit eigenen Videos kommentieren, sich im "Fightclub" ebenso audiovisuell an Streitgesprächen beteiligen oder auch im "Wildpark" zu neuen Themen ihre Videos einreichen. Alle Videos und Video-Dossiers können zusätzlich über Tags erschlossen werden.

Preis verliehen für Konzept und Gestaltung

Anbieter: Rundfunk Berlin-Brandenburg

Verantwortliche Personen: Tita von Hardenberg, Stefan Mathieu (Konzept); Dieter Rappold, Knallgrau (Gestaltung); Torsten Rupprich, RBB (Gesamtverantwortung); Petra Schmitz, RBB und Kay Meseberg, Kobalt GmbH (Redaktion)

Internetadresse nicht mehr verfügbar

Begründung der Jury

Mit viel Experimentierfreude und Lust auf Nutzerbeteiligung zeigt "Polylog.tv", dass Video-Portale mehr sein können als riesige Sammel- und Speicherplätze. Orte nämlich, die zum Diskutieren einladen: über Organspende, Inzestverbot oder Dopingfreigabe beispielsweise. Die Jury zeichnet hier den Konzeptansatz aus, Debattenkultur auf audiovisueller Ebene zu initiieren – wenn auch derzeit noch die Nutzer-Kommentare in Textform überwiegen.

Die redaktionellen Fernseh-Beiträge bestechen durch ihre zeitgemäße und häufig ungewöhnliche Themenauswahl sowie die Polylux-eigene Sicht auf die Dinge, die von freundlich-ironisch bis frech-provozierend reicht, aber niemals in Zynismus oder Häme abdriftet.

Und auch beim „user generated content“ ist Qualität gefragt. Da können dann Andy Warhols berühmte „15 minutes of fame“ auch schon mal zu 15 Sekunden zusammenschrumpfen: So viel Ruhm jedenfalls stellt "Polylog.tv" denjenigen in Aussicht, die im „Wildpark“ ihre Videos hochladen. Und so viel Augenzwinkern muss sein. Denn tatsächlich erscheinen besonders gelungene Videos zusammen mit den Polylux-Fernsehbeiträgen auch in anderen Rubriken. Die Jury lobt in diesem Zusammenhang den vorbildlichen und respektvollen Umgang mit Fremdmaterial. Eine ähnlich klare Kennzeichnungspolitik wäre bei vielen vergleichbaren Web-Angeboten wünschenswert.

Ausgezeichnet sind auch die Gestaltung und Organisation des Angebots: Hier zeigt sich einmal mehr, dass eine starke Vernetzung der Inhalte untereinander und Übersichtlichkeit keine Widersprüche sind.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award PUBLIKUMSPREIS



hausgemacht.tv

 
Screenshot "hausgemacht.tv"

Einen Reifen wechseln, die Ananas schneiden oder den Kleiderschrank aufräumen - "hausgemacht.tv" erklärt, wie es geht. Detaillierte Videoanleitungen zeigen Schritt für Schritt, wie sich die großen und kleinen Hürden des Alltags bewältigen lassen. Auch die Nutzer können hier zu Experten werden und ihre eigenen Service-Videos einreichen, so entsteht mithilfe der Community ein großes Video-Lexikon des Alltagswissens.

Anbieter: SevenOne Intermedia GmbH

Verantwortliche Personen: Daniel Wattenberg (Konzeption); André Stuecker (Konzeption und Gestaltung); Ruslan Krohn (Gesamtverantwortung); Sönke Kranz (Redaktion)

Internetadresse (Projekt eingestellt): www.hausgemacht.tv