Grimme Online Award 2017

Die Preisträger

Kategorie SPEZIAL

PUBLIKUMSPREIS



Preisträger des Grimme Online Award INFORMATION



Ihre Wahl – der WDR-Kandidatencheck

 

Anlässlich der NRW-Landtagswahl stellten sich über 1.300 Kandidaten aus 128 Wahlkreisen zur Wahl, darunter bekannte und weniger bekannte. Fast 1.000 von ihnen hat der WDR im Interview "gecheckt". Eine unglaubliche logistische Herausforderung, aber auch ein nie zuvor dagewesenes Vergleichstableau der Bewerberlage um die Wählergunst in NRW. Im "WDR-Kandidatencheck" hat jeder Kandidat bis zu 20 – immer gleiche – Fragen und vier Minuten Zeit, sich unter Live-Bedingungen und ohne Schnitte vorzustellen.

Preis verliehen für Konzept und Redaktion

Internetadresse: kandidatencheck.wdr.de

Anbieter: Westdeutscher Rundfunk

Verantwortliche Personen: Sabine Bresser (Konzept und Redaktion), Stefanie Faulhauer (Konzept und Redaktion), Axel Klauwer (Konzept und Redaktion), Julia Lüke (Konzept und Redaktion), Julia Michael (Konzept und Redaktion), Stefan Moll (Konzept und Redaktion), Hans-Christian Müller (Konzept und Redaktion)

Mitwirkende: Matthieu Hauck (Realisierung), Martin Kurz (Realisierung), Petra Wang-Twittmann (Realisierung), Markus Waskowski (Realisierung)

Begründung der Jury:

Die meisten Bürger werden die wichtigsten Parteien zumindest ungefähr zu verorten wissen. Aber – Hand aufs Herz – wer weiß schon, wer sich hinter den Namen und Plakaten der Direktkandidaten bei den Landtags- und Bundestagswahlen verbirgt? Der Verdacht ist nicht unbegründet, dass die meisten Wahlberechtigten mit ihrer Erststimme eher die ihnen nahestehende Partei wählen und nicht einen individuellen Kandidaten mit eigenen Vorstellungen und politischen Absichten. Der "WDR-Kandidatencheck" schaffte zur NRW-Landtagswahl mit einfachen, aber wirksamen Mitteln Abhilfe im demokratischen Notstandsgebiet. 984 Videos mit Kandidaten hat ein Team des WDR online gestellt, gleiche Fragen, gleiche Länge – und damit gleiches Recht und gleiche Chancen für alle. Ein Format, das auch den Vertretern kleiner Parteien die Möglichkeit gab, auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen – zum Nutzen auch der Wähler. Übersichtlicher und einfacher war es nie, die Kandidaten des eigenen Wahlkreises zu finden und sich über sie zu informieren. Es machte zudem Spaß, sich die Kandidaten anderer Wahlkreise anzusehen und ihre Auftritte – online sei Dank – mit anderen zu teilen. Der Kandidatencheck bot echte Orientierung und eine willkommene Hilfestellung zur Meinungsbildung. Auch damit, dass die Videos in fremde Online-Auftritte eingebunden werden konnten und das Angebot auf allen Geräten nutzbar ist, ist dem WDR mit seinem Kandidatencheck ein Stück demokratischer Grundversorgung gelungen, das ausdrücklich zur Nachahmung durch andere Rundfunkanstalten empfohlen wird.

 

 
 



Preisträger des Grimme Online Award WISSEN und BILDUNG



Die mit den Händen tanzt

 

Lauras Leidenschaft ist die Musik. Und die Gebärdensprache. Beides verbindet die Protagonistin der Multimedia-Reportage "Die mit den Händen tanzt" in ihrer Profession: Sie dolmetscht Konzerte. Das auf dem Tool "Pageflow" basierende Angebot des HR stellt sie und ihren Job vor. Sie animiert die Nutzer, Songs zu erraten, erklärt einzelne Gebärden, erzählt Witze und räumt mit Klischees auf. So schlägt das Webspecial eine Brücke zwischen der Welt der Hörenden und der der Hörgeschädigten.

Preis verliehen für Autorenschaft und Umsetzung

Internetadresse: reportage.hr.de/die-mit-den-handen-tanzt

Anbieter: Hessischer Rundfunk

Verantwortliche Personen: Christian Cyfus (Umsetzung), Salvatore Detzel (Umsetzung), Miriam Dünschede (Umsetzung), Justus von der Handt (Umsetzung), Kerstin Henninger (Umsetzung), Oliver Körting (Umsetzung), Klaudija Schnödewind (Autorenschaft und Umsetzung)

Begründung der Jury:

"Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist" – Herbert Grönemeyers Songtext trifft auf Laura Schwengber, die Protagonistin in Klaudija Schnödewinds Webreportage für den Hessischen Rundfunk, nicht zu. Denn die Gebärdensprach-Dolmetscherin übersetzt Konzerte von Hip-Hop bis Klassik und trifft dabei den richtigen Ton mal über die Beschreibung beispielsweise eines dominanten Instruments, mal durch eine Emotion. Eine Interpretationsleistung, die auch Hörenden das Gefühl vermittelt, Musik plötzlich mehr zu spüren als "nur" zu hören. Über das spezielle Sujet "Musikdolmetschen" vermittelt diese Reportage Inklusion als einen wechselseitigen Prozess: Nicht nur die Gehörlosen erhalten Zugang zur Welt der Hörenden, sondern Hörende werden auf sympathische Art in das Erleben Gehörloser eingeladen. Die gut durchdachte Multimedia-Reportage nutzt das Storytelling-Tool "Pageflow", um eine Bühne für spielerisches "Begreifen" zu schaffen. Die Erzählstränge zu Lauras Person und Beruf werden ergänzt von Quiz-Elementen, Witzen und einer "Klischeekanone" – sie sorgen mit der Aufforderung zur Interaktion dafür, dass sich der Betrachter fragt, warum unsere Welt sich nicht öfter so leichtfüßig von Barrieren trennt. Bei aller Verspieltheit zeichnet sich die Reportage durch eine reduzierte Gestaltung aus, die es erlaubt, sich ganz auf das vermittelte Thema zu konzentrieren – und ist in der Kombination von Gebärdensprache, Ton und Untertitelung zugänglich für alle. Auf eine Einladung von Grönemeyer wartet Laura übrigens noch. Auf dessen Bühne live ein Konzert zu dolmetschen ist ein Traum der quirligen Weltenmittlerin, ebenso wie mehr Gebärdensprach-Dolmetscher.

 
 



Was heißt schon arm?

 

In der Webreportage "Was heißt schon arm?" geht Spiegel Online in Deutschland auf Spurensuche nach Ursachen der Armut und dokumentiert deren vielfältige Facetten. Das Angebot eröffnet mit den Porträts seiner drei sympathischen Protagonisten und dem gezielten Einsatz multimedialer Elemente einen neuen Blick auf das Thema und stellt die geläufige Definition von Armut in Frage. Ein Rechner, der das eigene Armutsrisiko ermittelt, ergänzt das Angebot.

Preis verliehen für Autorenschaft

Internetadresse: www.spiegel.de/armut

Anbieter: Spiegel Online

Verantwortliche Personen: Florian Diekmann (Autorenschaft), Britta Kollenbroich (Autorenschaft)

Mitwirkende: Cornelia Baumermann (Programmierung, Grafiken), Anna Behrend (Koordination), Guido Grigat (Programmierung, Grafiken), Roman Höfner (Animation), Elsa Hundertmark (Gestaltung), Jens Kuppi (Gestaltung), Philipp Jeske (Foto, Video), Dörte Karsten (Schlussredaktion), Chris Kurt (Programmierung, Grafiken), Jule Lutteroth (Redaktion, Koordination), Nasser Manouchehri (Fotoredaktion), Michael Niestedt (Programmierung, Grafiken), Hannah Panten (Schlussredaktion), Jens Radü (Animation), Peter Wahle (Dokumentation)

Begründung der Jury:

Wenn wir über Armut in Deutschland reden, orientieren wir uns zumeist an einer statistischen Armutsgrenze. Aber wie aussagekräftig ist das finanzielle Einkommen wirklich angesichts unterschiedlichster Lebensentwürfe und -bedingungen? Florian Diekmann und Britta Kollenbroich leuchten in ihrer Webreportage die dunklen Flecken unseres Armutsverständnisses aus, indem sie ein mehrdimensionales Konzept nutzen. Bildung, Gesundheit, Wohnsituation, soziale Integration ermöglichen zusätzlich zur wirtschaftlichen Situation ein differenzierteres Bild. In Videointerviews, die den Porträtierten nah kommen, ohne in Betroffenheits-Prosa abzugleiten, öffnen sich neue Facetten des Phänomens: Der vereinsamte Rentner, der zwar seine Kleidung penibel pflegt, seine Freundschaften aber vernachlässigt, weil er nicht zugeben möchte, dass eine Maß im Münchener Biergarten sein Hartz-IV-Budget sprengt, die Familie, die sich seit dem vierten Kind als Bittsteller bei Ämtern fühlt, und die erkrankte Frau, die sich partout nicht als arm bezeichnen möchte, weil sie die "wirklich" Armen im Blick hat. Der Kampf um das Selbstwertgefühl und gegen das Stigma "Armut", das zeigt diese Reportage sehr eindringlich, ist oft belastender als das tägliche Haushalten. Wer sich peinlich berührt fühlt ob der eigenen Ignoranz, kann in "Was heißt schon arm?" per Online-Check sein eigenes Armutsrisiko überprüfen und sich in einer aufwendigen Visualisierung über Veränderungen in den Einkommensverhältnissen informieren.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award KULTUR und UNTERHALTUNG



Datteltäter

 

Pssst! Muslime planen ein neues Satire-Kalifat im Herzen der Youtube-Szene – ein EmpÖrium für zwanghafte Toleranz. Planen? Die "Datteltäter" – inzwischen ein Angebot von "Funk" – proben den Bildungsdschihad! In ihren Videos kommentieren sie humorvoll gängige Vorurteile gegenüber Muslimen, geben Einblick in die Welt von kopftuchtragenden Frauen oder lassen Youtuber syrisches Essen probieren – so überwinden sie eine kulturelle Schranke. Ihre Community beziehen sie auf allen Kanälen mit ein.

Preis verliehen für Konzept und Umsetzung

Internetadresse: www.youtube.com/datteltäter

Anbieter: Funk

Verantwortliche Personen: Younes Al-Amayra (Konzept und Umsetzung), Fiete Aleksander (Konzept und Umsetzung), Farah Bouamar (Konzept und Umsetzung), Hibat Khelifi (Konzept und Umsetzung), Nour Khelifi (Konzept und Umsetzung), Marcel Sonneck (Konzept und Umsetzung)

Begründung der Jury:

Humor und Islam – für die meisten Menschen der christlichen Mehrheitsgesellschaft in Deutschland sind das Begriffe, die sich ausschließen. Muslime sind Männer mit Vollbart, bestenfalls friedlich in langen Reihen kopfüber in der Moschee betend, schlimmstenfalls mit Pistolengürtel und Schwert im Bekennervideo unverständliche Worte schreiend. Musliminnen sind unterdrückte Frauen mit Kopftuch, wurden als Kindsbräute zwangsverheiratet und sprechen kein Wort Deutsch. Die Wirklichkeit jedoch ist viel differenzierter. Den "Datteltätern" gelingt es, die Realitäten geradezurücken, ohne sie zu beschönigen. Ihre Waffe: der Humor. Er wendet sich gegen Muslime und Nicht-Muslime gleichermaßen. Mehr noch: Er wendet sich an Muslime und Nicht-Muslime gleichermaßen. Er wird dazu benutzt, Brücken zu bauen, ohne belehren zu wollen oder sich um das Prädikat "Pädagogisch wertvoll" zu bewerben. Die "Datteltäter" entkrampfen den herrschenden Diskurs, der vorschnell richtet über Menschen, über deren Lebenswirklichkeit viele gar nicht so viel wissen möchten. Sie wenden sich auch an eine Zielgruppe, über die zu wenig berichtet wird und die kaum einmal selbst zu Wort kommt. Hier wird sie selbst zum Herrn ihrer eigenen Geschichte, aber nicht mit trotziger Jetzt-erstrecht-Haltung, sondern mit den leichter wirkenden, aber umso schwieriger umzusetzenden Mitteln der Ironie und der Satire. Ihr Youtube-Kanal ist auch in der Diskussion offen für alle, ob Christ, Moslem oder Atheist, und hilft deshalb verkrustete Strukturen aufzubrechen. 

 
 



Der Kölner Dom in 360° und VR

 

Er ist Weltkulturerbe, Identitätsstifter für eine Region, buchstäblich ein Jahrhundertbauwerk: der Kölner Dom, der jetzt mit dem bislang größten VR-Projekt des WDR in 360° und Virtual Reality erfahrbar wird. Ein Chorkonzert am Dreikönigenschrein, eine Zeitreise oder ein Besuch in der Dombauhütte machen die Kathedrale auch für diejenigen erlebbar, die nicht vor Ort sein können. Dabei dokumentieren die Macher auch ihre eigene Arbeitsweise und informieren die Nutzer über die aktuelle Technik.

Preis verliehen für Konzept, Redaktion und Umsetzung

Internetadresse: dom360.wdr.de

Anbieter: Westdeutscher Rundfunk

Verantwortliche Personen: Jörg Courtial (Umsetzung), Maria Courtial (Umsetzung), Stefan Domke (Konzept und Redaktion), Achim Fell (Umsetzung), David Finsterwalder (Umsetzung), Heinz Greuling (Umsetzung), Thomas Hallet (Konzept und Redaktion), Benno vom Hofe (Umsetzung), Gerrit Lochmann (Umsetzung), Dirk Meffert (Umsetzung), Stefan Moll (Konzept und Redaktion), David Ohrndorf (Konzept und Redaktion), Markus Scholz (Umsetzung), Daniel Sproll (Umsetzung), Bettina Stein (Umsetzung), Lisa Weitemeier (Konzept und Redaktion), Chris Witzani (Umsetzung), Alexandra Worbs (Umsetzung), Martin Zylka (Umsetzung)

Begründung der Jury:

Es gibt Ecken im Kölner Dom, die konnte nur der liebe Gott sehen. Bis jetzt. Denn nun kann jeder, der zu seiner Ausrüstung ein Smartphone, einen Computer oder am besten eine VR-Brille zählt, eine virtuelle Reise dorthin unternehmen. Das Angebot des WDR, in die Magie des Kölner Doms einzutauchen, lässt keine Wünsche offen. Nutzt man die Virtual-Reality-Anwendung, ist die realistische Wirkung atemberaubend. Ohne Terminvereinbarung kann jederzeit den Ausführungen der "Skulpturenretter" – Bildhauer in den Werkstätten – gelauscht werden. Und wer kann schon von sich behaupten, ganz alleine ein nächtliches Privatkonzert im Dom erlebt zu haben? Es ist ein einmaliges Erlebnis, dem Dirigenten über die Schulter zu schauen oder an der Seite der Sänger zu stehen. Die Klang-Virtuosität des Doms kann auch während eines Orgelkonzerts aus jedem akustischen Winkel ergründet werden: Nicht nur mit einem 360°-Bild zeigen die Anwendungen das beliebte Bauwerk, sondern auch mit sogenanntem binauralen Ton. Ein Sound, der sich den eigenen Bewegungen anpasst. Hervorzuheben ist auch die Plattformunabhängigkeit der Anwendung. Klassisch im Internetbrowser, auf einer mobilen Webseite oder als App – das Angebot ist über fünf verschiedene Plattformen zugänglich. Sogar eine höchst aufwendige Photogrammetrie wurde realisiert. Dieses Angebot setzt Maßstäbe für eine kreative und technisch exzellente Aufbereitung. Die multiperspektivische Zugänglichkeit des Weltkulturerbes Kölner Dom zieht in den Bann. Immersion der Extraklasse! Mehr davon! Bitte gerne auch demnächst in anderen Sprachen.

 
 



Wochenendrebell

 

Vater und Sohn auf der Suche nach einem Lieblings-Fußballverein. Kein spektakuläres Blog-Thema – es sei denn, es geht eigentlich um den Umgang mit dem Asperger-Syndrom des Sohnes. Der "Wochenendrebell" erzählt von irritierenden Ereignissen und überraschenden Begegnungen bei den Reisen zu den Fußballplätzen. Ein Podcast, in dem das Vater-Sohn-Duo über ein per Los bestimmtes Thema spricht, ergänzt das Angebot, dem es gelingt, viel Verständnis für Menschen mit Asperger-Syndrom zu vermitteln.

Preis verliehen für Gesamtverantwortung

Internetadresse: www.wochenendrebell.de

Verantwortliche Personen: Jason von Juterczenka (Gesamtverantwortung), Mirco von Juterczenka (Gesamtverantwortung)

Mitwirkender: Gerhard Wagler (IT-Support)

Begründung der Jury:

Eigentlich hätten Nominierungskommission und Jury den "Wochenendrebell" auch in der Kategorie Wissen und Bildung auszeichnen können. Denn was Jay-Jay, einer der beiden Protagonisten dieses wundervollen Blogs-plus-Podcast dort über Wissensgebiete wie Astrophysik oder Humanbiologie erklärt, könnte manches Schulbuch ersetzen. Aber es geht beim "Wochenendrebell" noch um viel mehr: Jay-Jay, derzeit elf Jahre alt, hat das Asperger-Syndrom, und so erzählen sein Vater Mirco von Juterczenka und er dort immer auch eine andere Geschichte: darüber, wie die Welt aussieht aus einer autistischen Sicht, oder wie es sich lebt in und mit einem Kosmos, der anders funktioniert als die meisten anderen, und dass man damit oft auch aneckt. Das geschieht als Bericht des Vaters in den Blogtexten oder dialogisch im Podcast "Radiorebell", wo vor allem der Sohn ausführlich zu Wort kommt. Im Vater-und-Sohn-Angebot geht es um Fußball, um Wissenschaft und immer wieder um den Alltag – anschaulich, unsentimental, aber voller Gefühl mit einer Mischung aus Stolz und Kummer, wie es der Vater einmal beschreibt, und oft sehr, sehr lustig. Über all diese Themen gibt es einen vorbildlichen Austausch mit den Lesern und Hörern: per Kommentar, Facebook, Twitter, Mail und sogar Brief – und mit immer wieder neuen Aktionen. Autismus, so heißt es in Jay-Jays Twitter-Biografie, "beinhaltet genauso viel Behinderung wie Behilflichkeit". Jason und Mirco von Juterczenka nutzen Blog und Podcast, dies zu beweisen, und ihr Publikum folgt ihnen dabei gerne, mit Vergnügen und Anteilnahme.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award SPEZIAL



#ichbinhier

 

Hass und Ressentiments in Online-Medien sind genauso ein Dauerthema wie die Suche nach Wegen, dem zu begegnen. Ausgehend von einer geschlossenen Facebook-Gruppe mit rund 35.000 Mitgliedern wird unter dem Hashtag #ichbinhier mit gezielter Gegenrede und Argumentation versucht, das Diskussionsklima auf Facebook-Seiten von Medienangeboten zu verbessern. Mit Aktionen in Threads, in denen Wortwahl und Inhalte abzugleiten drohen, steuern die Hashtag-Nutzer gegen, wenn es verletzend wird.

Preis verliehen für Gründung, Moderation und Engagement

Verantwortliche Personen: Hannes Ley (Gründung, Moderation und Engagement) sowie das Moderationsteam und zahlreiche Engagierte

Mitwirkende: Sarvmah Badakhshanian, Benjamin Becker, Sonja Boddin, Yvonne Bräutigam, Carsten Brombach, Isolde Busch, Claudia Caséra, Annemarie Erdmann, Oliver Fleidl, Ingrid Flemming, Marthe Glonner, Sabine Grigowski, Nicole Hamann, Cornelia Heyken, Sarah Hinney, Romy Katzer, Tom Keller,  Christine Lauer, Mira Loe, Nina Lüders, Liane Mallinger, Judith Marthaler, Maria Matschiner, Marion Meier, Sandra Meißner, Carmen Meyer,  Sylvia Otto, Nano Rickum, Florian Röder, Inga Rossbach, Mascha Roth, Jan Schlößer, Katja Schrickel, Susanne Tannert, Alex Urban, Sabine von Schmude, Nils Weber, Gaby Werth, Thomas Würdig (alle Moderation); Thomas Eickholt (Beirat)

Begründung der Jury:

Wer in den sozialen Medien unterwegs ist, stößt unweigerlich auf persönliche Angriffe und menschenverachtende Kommentare – oder wird selbst zum Opfer hasserfüllter Postings. Bisher schienen alle Versuche, das zu stoppen, schon an der schieren Masse zu scheitern. Und so fühlten sich viele allein gelassen mit der Hetze, die zudem oft organisiert über sie hereinbricht. Eine Folge davon: Die meisten Betroffenen und Beobachter ziehen sich verängstigt oder verärgert zurück und überlassen den Hetzern das Feld. Doch jetzt wird eine Idee zur gesellschaftlichen Bewegung – und zur Hoffnung auf eine bessere Diskussionskultur in den sozialen Medien: #ichbinhier hält dagegen. Gezielt durchsuchen die Moderatoren von #ichbinhier das Netz nach diskriminierenden, beleidigenden oder bedrohlichen Kommentaren und rufen die Mitglieder ihrer geschlossenen, aber ständig wachsenden Facebook-Gruppe zum Counterspeech in konkreten Fällen auf. Sie setzen so dem Hass unter einzelnen Beiträgen eine Vielzahl eigener, sachlicher Kommentare entgegen – jeweils versehen mit dem Hashtag #ichbinhier –, die wiederum gelikt werden. Die ermutigende Botschaft: Du bist nicht allein – wir sind viele. So erleben wir eine digitale Selbstermächtigung der Zivilgesellschaft, die mit der Macht der Masse gezielt aus dem Ruder gelaufene Diskussionen übernimmt und in einen geordneten Diskurs überführt. Der Gründer der Gruppe und die Moderatoren, die täglich auch persönlich Mut und Zivilcourage zeigen, leisten so einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag, der die Diskussionskultur im Netz nachhaltig verändern könnte.

 
 



Resi-App

 

Nachrichten per Chat? Bekommt man von seinen Freunden. Oder von der "Resi"-App. Sie bringt die wichtigsten News des Tages im Häppchen-Format auf Handy oder Desktop. Wie viel der Nutzer von jeder Nachricht erfahren möchte, entscheidet er selbst: Schon nach dem ersten Anreißer kann man zu einem anderen Thema wechseln oder sich bis zu einem weiterführenden Link informieren lassen. Die App benachrichtigt zusätzlich mit Push-Mitteilungen, ist personalisierbar und lockert das Informationsangebot mit GIFs auf.

Preis verliehen für Konzept und Umsetzung

Internetadresse (wurde 2018 eingestellt): app.resiapp.io

Anbieter: RESI Media UG (haftungsbeschränkt)

Verantwortliche Personen: Martin Hoffmann (Konzept und Umsetzung), Moritz Klack (Umsetzung), Christopher Möller (Umsetzung), Giuseppe Di Vincenzo (Umsetzung), Maxim Zaks (Umsetzung)

Begründung der Jury:

Das Thema Chatbots übt derzeit auf die Medienbranche eine große Faszination aus. Viele Anbieter experimentieren mit Bots auf Plattformen wie Facebook, die aber kaum über den Status einer vermeintlich intelligenten Linkschleuder hinausgehen. Die Nachrichten-App "Resi" sticht aus diesen noch jungen Angeboten deutlich hervor. Gründer Martin Hoffmann und sein Team setzen im diesjährigen Bewerberfeld überdurchschnittliche Akzente im Bereich publizistischer Apps und überraschen mit Journalismus in Dialogform. Die Resi-App verpackt die Nachrichten in zielgruppengerechte Dialoge, die bei den Nutzern ankommen – und auf Quellen in unterschiedlichen Medien verweisen. Das Tempo und die Qualität des Startups hält mit den großen Redaktionen von Verlagen oder öffentlich-rechtlichen Sendern mit. So werden auch Nutzer erreicht, die nicht ständig viele Nachrichtenwebsites checken – und für die das Smartphone die wichtigste Informationsquelle ist. Sie haben den Eindruck, dass sie mit einem Freund chatten, der einfach Bescheid weiß. Dieser spielerische Zugang zu Nachrichten gelingt auch bei politisch komplexen Themen. Animierte GIFs werden intelligent als Stilmittel eingesetzt, um eine Haltung zu den Themen zu transportieren. Mit der jetzigen Version der Resi-App haben die Macher eine vielversprechende Grundlage geschaffen, die nur erahnen lässt, was künftig in Sachen individuelle Nutzeransprache durch eine kluge Kombination zwischen Algorithmen und redaktioneller Leistung möglich sein wird.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award PUBLIKUMSPREIS



Datteltäter

 

Pssst! Muslime planen ein neues Satire-Kalifat im Herzen der Youtube-Szene – ein EmpÖrium für zwanghafte Toleranz. Planen? Die "Datteltäter" – inzwischen ein Angebot von "Funk" – proben den Bildungsdschihad! In ihren Videos kommentieren sie humorvoll gängige Vorurteile gegenüber Muslimen, geben Einblick in die Welt von kopftuchtragenden Frauen oder lassen Youtuber syrisches Essen probieren – so überwinden sie eine kulturelle Schranke. Ihre Community beziehen sie auf allen Kanälen mit ein.

Internetadresse: www.youtube.com/datteltäter

Anbieter: Funk

Verantwortliche Personen: Younes Al-Amayra (Konzept und Umsetzung), Fiete Aleksander (Konzept und Umsetzung), Farah Bouamar (Konzept und Umsetzung), Hibat Khelifi (Konzept und Umsetzung), Nour Khelifi (Konzept und Umsetzung), Marcel Sonneck (Konzept und Umsetzung)