Grimme Online Award 2017

Datteltäter

Pssst! Muslime planen ein neues Satire-Kalifat im Herzen der Youtube-Szene – ein EmpÖrium für zwanghafte Toleranz. Planen? Die "Datteltäter" – inzwischen ein Angebot von "Funk" – proben den Bildungsdschihad! In ihren Videos kommentieren sie humorvoll gängige Vorurteile gegenüber Muslimen, geben Einblick in die Welt von kopftuchtragenden Frauen oder lassen Youtuber syrisches Essen probieren – so überwinden sie eine kulturelle Schranke. Ihre Community beziehen sie auf allen Kanälen mit ein.

Preis verliehen für Konzept und Umsetzung

Internetadresse: www.youtube.com/datteltäter

Anbieter: Funk

Verantwortliche Personen: Younes Al-Amayra (Konzept und Umsetzung), Fiete Aleksander (Konzept und Umsetzung), Farah Bouamar (Konzept und Umsetzung), Hibat Khelifi (Konzept und Umsetzung), Nour Khelifi (Konzept und Umsetzung), Marcel Sonneck (Konzept und Umsetzung)

Begründung der Jury:

Humor und Islam – für die meisten Menschen der christlichen Mehrheitsgesellschaft in Deutschland sind das Begriffe, die sich ausschließen. Muslime sind Männer mit Vollbart, bestenfalls friedlich in langen Reihen kopfüber in der Moschee betend, schlimmstenfalls mit Pistolengürtel und Schwert im Bekennervideo unverständliche Worte schreiend. Musliminnen sind unterdrückte Frauen mit Kopftuch, wurden als Kindsbräute zwangsverheiratet und sprechen kein Wort Deutsch. Die Wirklichkeit jedoch ist viel differenzierter. Den "Datteltätern" gelingt es, die Realitäten geradezurücken, ohne sie zu beschönigen. Ihre Waffe: der Humor. Er wendet sich gegen Muslime und Nicht-Muslime gleichermaßen. Mehr noch: Er wendet sich an Muslime und Nicht-Muslime gleichermaßen. Er wird dazu benutzt, Brücken zu bauen, ohne belehren zu wollen oder sich um das Prädikat "Pädagogisch wertvoll" zu bewerben. Die "Datteltäter" entkrampfen den herrschenden Diskurs, der vorschnell richtet über Menschen, über deren Lebenswirklichkeit viele gar nicht so viel wissen möchten. Sie wenden sich auch an eine Zielgruppe, über die zu wenig berichtet wird und die kaum einmal selbst zu Wort kommt. Hier wird sie selbst zum Herrn ihrer eigenen Geschichte, aber nicht mit trotziger Jetzt-erstrecht-Haltung, sondern mit den leichter wirkenden, aber umso schwieriger umzusetzenden Mitteln der Ironie und der Satire. Ihr Youtube-Kanal ist auch in der Diskussion offen für alle, ob Christ, Moslem oder Atheist, und hilft deshalb verkrustete Strukturen aufzubrechen. 

 
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