Grimme Online Award 2017

#ichbinhier

Hass und Ressentiments in Online-Medien sind genauso ein Dauerthema wie die Suche nach Wegen, dem zu begegnen. Ausgehend von einer geschlossenen Facebook-Gruppe mit rund 35.000 Mitgliedern wird unter dem Hashtag #ichbinhier mit gezielter Gegenrede und Argumentation versucht, das Diskussionsklima auf Facebook-Seiten von Medienangeboten zu verbessern. Mit Aktionen in Threads, in denen Wortwahl und Inhalte abzugleiten drohen, steuern die Hashtag-Nutzer gegen, wenn es verletzend wird.

Preis verliehen für Gründung, Moderation und Engagement

Verantwortliche Personen: Hannes Ley (Gründung, Moderation und Engagement) sowie das Moderationsteam und zahlreiche Engagierte

Mitwirkende: Sarvmah Badakhshanian, Benjamin Becker, Sonja Boddin, Yvonne Bräutigam, Carsten Brombach, Isolde Busch, Claudia Caséra, Annemarie Erdmann, Oliver Fleidl, Ingrid Flemming, Marthe Glonner, Sabine Grigowski, Nicole Hamann, Cornelia Heyken, Sarah Hinney, Romy Katzer, Tom Keller,  Christine Lauer, Mira Loe, Nina Lüders, Liane Mallinger, Judith Marthaler, Maria Matschiner, Marion Meier, Sandra Meißner, Carmen Meyer,  Sylvia Otto, Nano Rickum, Florian Röder, Inga Rossbach, Mascha Roth, Jan Schlößer, Katja Schrickel, Susanne Tannert, Alex Urban, Sabine von Schmude, Nils Weber, Gaby Werth, Thomas Würdig (alle Moderation); Thomas Eickholt (Beirat)

Begründung der Jury:

Wer in den sozialen Medien unterwegs ist, stößt unweigerlich auf persönliche Angriffe und menschenverachtende Kommentare – oder wird selbst zum Opfer hasserfüllter Postings. Bisher schienen alle Versuche, das zu stoppen, schon an der schieren Masse zu scheitern. Und so fühlten sich viele allein gelassen mit der Hetze, die zudem oft organisiert über sie hereinbricht. Eine Folge davon: Die meisten Betroffenen und Beobachter ziehen sich verängstigt oder verärgert zurück und überlassen den Hetzern das Feld. Doch jetzt wird eine Idee zur gesellschaftlichen Bewegung – und zur Hoffnung auf eine bessere Diskussionskultur in den sozialen Medien: #ichbinhier hält dagegen. Gezielt durchsuchen die Moderatoren von #ichbinhier das Netz nach diskriminierenden, beleidigenden oder bedrohlichen Kommentaren und rufen die Mitglieder ihrer geschlossenen, aber ständig wachsenden Facebook-Gruppe zum Counterspeech in konkreten Fällen auf. Sie setzen so dem Hass unter einzelnen Beiträgen eine Vielzahl eigener, sachlicher Kommentare entgegen – jeweils versehen mit dem Hashtag #ichbinhier –, die wiederum gelikt werden. Die ermutigende Botschaft: Du bist nicht allein – wir sind viele. So erleben wir eine digitale Selbstermächtigung der Zivilgesellschaft, die mit der Macht der Masse gezielt aus dem Ruder gelaufene Diskussionen übernimmt und in einen geordneten Diskurs überführt. Der Gründer der Gruppe und die Moderatoren, die täglich auch persönlich Mut und Zivilcourage zeigen, leisten so einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag, der die Diskussionskultur im Netz nachhaltig verändern könnte.

 
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