Grimme Online Award 2025

Die Preisträger

Kategorie INFORMATION

Kategorie WISSEN und BILDUNG

Sonderpreis „Künstliche Intelligenz"



Preisträger des Grimme Online Award INFORMATION



Parlamentsrevue

 
Screenshot Webseite "Parlamentsrevue"

Preis verliehen für Idee und Umsetzung

Gesamtverantwortung: Sabrina Gehder

Internetadresse: parlamentsrevue.de

 

Begründung der Jury: Mit dem Podcast „Parlamentsrevue“ nimmt Sabrina Gehder ihre Hörer*innen mit an den Pulsschlag der Demokratie auf Bundesebene. Sie gibt unterhaltsame und sehr informative Einblicke in kleinteilige, aber keineswegs unbedeutende Entwicklungen im Bundestag, die im medialen Nachrichtenrauschen teilweise untergehen. Dabei nimmt sie die Plenarsitzungen detailliert auseinander. Diskussionen und Gesetzesänderungen ordnet sie in größere Zusammenhänge ein, ohne zu überfrachten. Mit Witz und nicht selten leiser Ironie beleuchtet sie kleine Tricks, wie etwa in anderen Gesetzen versteckte Gesetze, oder kritisiert sehr kurzfristig von Ministerien vorgelegte Entwürfe. Im Fokus der Parlamentsrevue steht dabei stets die Transparenz der parlamentarischen Arbeit – oder der Mangel daran. Daran hält sie sich auch selbst: Gehder macht ihren eigenen Hintergrund, ihre Arbeitsweise und die Grenzen ihres Wissens transparent und gibt Einblick in die Entstehung des Podcasts. Die „Parlamentsrevue“ ist partizipativ und lädt Nutzer*innen ein, sich mit der Arbeit des Bundestags zu beschäftigen. Durch eine zugängliche Aufbereitung und eine für einen Polit-Podcast einfache Sprache baut sie Hürden ab. Dabei bindet sie viele Details zur Arbeitsweise und Organisation des Bundestages ein, die die Parlamentsarbeit sehr anschaulich machen und dazu ermutigen, sich zu beteiligen, selbst zu recherchieren und sich eine eigene Meinung zu bilden. Mit großem individuellem Engagement nutzt Gehder verschiedenste Mittel, die das Netz zur Verfügung stellt: Online ist zu jeder Folge eine Fülle an weiterführenden Informationen zu finden. Das Tool „Bundestagszusammenfasser“ gibt ergänzend dazu einen gebündelten Überblick über den Status aktueller Gesetzesvorhaben, Tagesordnungen, Ausschüsse und Beschlüsse – etwas, das man eigentlich vom Bundestag selbst erwarten könnte.

Beschreibung: Debatten, Beschlüsse, politische Taktik – das behandelt der Podcast „Parlamentsrevue“ von Sabrina Gehder. Er bietet unabhängige Rückblicke auf Parlamentssitzungen und analysiert Gesetzgebungsinitiativen. Ergänzt werden die Folgen durch Transkripte, Beteiligungsformate und umfangreich bereitgestelltes Quellenmaterial. Das crowdfinanzierte Format vermittelt fundierte Einblicke in parlamentarische Abläufe. Damit stellt es einen wichtigen Beitrag zur Politikvermittlung auf allgemeinverständlichem Niveau dar.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award WISSEN und BILDUNG



Barrierebrecher

 
Screenshot Webseite "Barrierebrecher"

Preis verliehen für Idee und Umsetzung


Anbieter: Dominikus-Ringeisen-Werk

Idee, Projektleitung: Michael Stadler

Hosts: Bibi Hammerschmidt, Marcel Schäfer, Sebastian Teichner, Helmut Wieser

Produktion, Schnitt: Helmut Wieser

Communitymanagement: Marcel Schäfer

Gefördert durch die Aktion Mensch.

Internetadresse: drw.de/barrierebrecher

 

Begründung der Jury: Im Grunde ist es etwas ganz Alltägliches: Jemand startet einen Instagram-, TikTok- oder YouTube-Account, um die eigene Lebenswelt mit anderen Menschen zu teilen. Und doch ragt das Projekt „Barrierebrecher“ deutlich aus der Masse heraus. Es steht für all das, was das Internet als Ort für Publizistik so revolutionär macht. Eine Gruppe von Menschen, die in der analogen Medienwelt chronisch übersehen wird, eignet sich die Fähigkeiten und die Plattformen an, um auf die eigenen Belange aufmerksam zu machen – selbstbestimmt und unabhängig. Was man auf den verschiedenen Kanälen der „Barrierebrecher“ über das Leben mit Behinderung in Deutschland erfährt, ist hautnah, erschütternd und aufrüttelnd. Dabei verfallen die Hosts weder in Rührseligkeit noch in Schönfärberei: Sie transportieren echte demokratische Wut über die oft behindertenfeindlichen Zustände und zeigen – in ihren Videos, aber auch an ihrem eigenen Beispiel – wie es besser gehen könnte. Dass sie ihre Kanäle dabei auch für alle anderen Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen öffnen, mit ihnen in Austausch treten und ihnen eine Bühne bereiten, zeigt ebenfalls, wie gut das Team die Potenziale des Netzes zu erkennen und zu nutzen weiß. Sie geben ihrer Community eine Stimme und nehmen sich die Teilhabe, die ihnen die Gesellschaft und die Medienwelt allzu oft verwehrt. Damit füllen die „Barrierebrecher“ nicht nur eine publizistische Lücke, für die der Rest der Branche sich schämen sollte. Sie lösen mit einer beeindruckenden Reichweite und den schonungslosen Einblicken ein echtes Umdenken aus – und durchbrechen im wahrsten Sinne des Wortes Barrieren.

Beschreibung: Die „Barrierebrecher“ sind eine Gruppe von Menschen mit Behinderung im Dominikus-Ringeisen-Werk, die eine Social-Media-Redaktion bilden und damit Tik- Tok, Instagram und YouTube bespielen. Dadurch können sie Beiträge „mit“ Menschen mit Behinderung machen – und nicht „über“ sie, von der Community für die Community. Ihr Ansatz ist so erfolgreich, dass binnen kurzer Zeit fast zehntausende Menschen die Kanäle abonniert haben. So werden wortwörtlich Barrieren gebrochen und ein Safe Space für den Austausch geschaffen.

 
 



Gynaekollege

 
Screenshot Webseite "Gynaekollege"

Preis verliehen für Idee und Umsetzung


Gesamtverantwortung: Mertcan Usluer

Internetadresse: instagram.com/gynaekollege

 

Begründung der Jury: Auf dem Instagram-Kanal „Gynaekollege“ steht jedes Video für einen Fakt, eine medizinische Information, eine Aufklärung, die vielen Menschen im Alltag fehlt. „Gynaekollege“ ist kein Lifestyle-Account und kein Influencer-Projekt, sondern ein digitaler Aufklärungsraum, in dem evidenzbasiertes Wissen über den menschlichen Körper vermittelt wird – kompakt, verständlich und zugleich tiefgründig. Im Zentrum steht die gynäkologische Gesundheit: Verhütung, Schwangerschaft, Abtreibung, Menstruation, Endometriose, Infektionen, Sexualität. Alles Themen, die Millionen betreffen und doch oft verschwiegen, tabuisiert oder verzerrt dargestellt werden. „Gynaekollege“ alias Dr. Mertcan Usluer, Arzt und Journalist, begegnet diesen Leerstellen mit fachlicher Autorität und didaktischer Klarheit. Der von ihm allein mit viel Aufwand betriebene Kanal ist damit nicht nur Informationsquelle, sondern auch ein Gegengewicht zu Halbwissen, Gerüchten und Mythen, die in sozialen Medien oft überhandnehmen. Dabei gelingt es „Gynaekollege“, sensible Inhalte niedrigschwellig und in klarer Sprache aufzubereiten. Der Wert dieser Arbeit liegt nicht allein in der Vermittlung von Fakten. Es geht auch um Selbstbestimmung, um das Recht auf Wissen und um das Empowerment derjenigen, die lange zum Schweigen gebracht wurden. Ob über unzureichende Aufklärung in Schulen, über das Stigma rund um Abtreibungen oder über das jahrelange Verharmlosen von Krankheiten wie Endometriose – „Gynaekollege“ gibt Betroffenen eine Stimme und macht gesellschaftliche Missstände sichtbar. Dass der „Gynaekollege“ sich nicht beirren lässt von oft aggressiven, sexistischen Kommentaren im Netz, ist ein weiterer Teil seines Verdienstes. Denn Aufklärung im digitalen Raum provoziert leider Hass, gerade dann, wenn patriarchale Strukturen und Tabus infrage gestellt werden. „Gynaekollege“ aber bleibt bei seiner Linie: sachlich, medizinisch fundiert, unaufgeregt – und gerade darin so wirksam. Seine akribische Arbeit macht den Kanal zu einem herausragenden, beispielhaften und preiswürdigen Angebot.

Beschreibung: Gynäkologische Themen sind oft schambehaftet und vernachlässigen inklusive und rassismuskritische Perspektiven. Der Instagram-Kanal „Gynaekollege“ des Arztes und Journalisten Mertcan Usluer fungiert hier als intersektionale Schnittstelle. Sein Account macht auf fundamentale Probleme im Gesundheitssystem aufmerksam, klärt über gynäkologische und queerfeministische Themen auf und übt Sexismuskritik. Seine Expertise kommt gut bei seiner Community an, wie sich an den zahlreichen Reaktionen in den Kommentaren zeigt.

 
 



Know & Grow

 
Screenshot Webseite "Know & Grow"

Preis verliehen für Gesamtproduktion und Formatentwicklung


Anbieter: funk/SWR

Moderation, Gesamtproduktion: Dale Kientopf

Redaktion, Formatentwicklung: Yannick Mai (SWR für funk)

Redaktionsleitung: Michael Bart (SWR für funk)

Internetadresse: tiktok.com/@know_and_grow

 

Begründung der Jury: Der TikTok-Kanal „Know & Grow“ beschäftigt sich mit Internet- Hypes, gefährlichem Halbwissen und alternativen Wahrheiten im Gesundheits- und Ernährungsbereich. Junge Menschen wollen sich weiterentwickeln, wollen Schönheits und Fitnessidealen entsprechen, sich gesund ernähren und setzen bei der Eigenoptimierung auf Empfehlungen aus den sozialen Medien. Im Internet werden jedoch häufig Meinungen und Unwahrheiten quellenlos verbreitet. Fragwürdige Trends bergen insbesondere bei Gesundheit und Ernährung große Gefahren. Gleichzeitig erreichen die Aufklärungsformate der klassischen Medien kaum noch jüngere Menschen. Glaubwürdigkeit wird bei „Know & Grow“ nicht durch Krawatte und Kittel erzeugt, sondern durch Kettchen und Tattoos. Denn Authentizität in der Zielgruppe ist besonders wichtig, um ein informiertes Gegengewicht zu erzeugen. Die Inhalte sind verständlich aufbereitet und zeigen ein hohes Engagement der Community. Dale Kientopf stellt den Behauptungen der Influencer*innen wissenschaftliche Erkenntnisse gegenüber und klärt so zeitgemäß über Falschinformationen auf. Die Videos fallen durch Szenenwechsel und direkt eingeblendete Quellen auf. Gleichzeitig sind die Quellen transparent in der Bio hinterlegt. Die Produktion ist aufwendig und insbesondere für einen Account dieser Größe außergewöhnlich. Der junge Kanal verfolgt zuletzt einen einheitlichen Stil, der Konsistenz und einen Wiedererkennungswert erzeugt. Der nächste Scam kommt. Zum Glück gibt es den Kanal „Know & Grow“, der solide Aufklärungsarbeit leistet.

Beschreibung: Pflanzenöle sind entzündungsfördernd? Sonnencreme enthält krebserregende Stoffe? In der Fitnessbranche kursiert viel gefährliches Halbwissen über Lifestylemedizin. Fitnesstrainer und Medizinstudent Dale Kientopf und sein Team räumen seit April 2024 für funk auf TikTok bei „Know & Grow“ mit Mythen und bedenklichen Trends in der Fitnesscommunity auf. Sie werfen einen Blick in Studien und stellen den Behauptungen der Influencer*innen wissenschaftliche Erkenntnisse gegenüber. So klären sie zeitgemäß über Falschinformationen auf.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award KULTUR und UNTERHALTUNG



Herbst '89 – Auf den Straßen von Leipzig

 
Screenshot Webseite "Herbst '89 – Auf den Straßen von Leipzig"

Preis verliehen für Gestaltung und Projektleitung


Anbieter: Stiftung Deutsches Historisches Museum

Abteilungsdirektorin Ausstellungen: Ulrike Kretzschmar

Projektleitung: Fritz Backhaus, Elisabeth Breitkopf-Bruckschen

Wissenschaftliche Mitarbeit: Niels Hölmer

Projektassistentin: Ulrike Kuschel, Thabea Lintzmeyer

Wissenschaftliche Beratung: Philipp Bojahr, Gundolf S. Freyermuth, Werner Konitzer, Sascha Lange, Stefan Paul-Jacobs

Mitarbeit Drehbuch: Agnes Schruf

Lektorat: Wanda Löwe

Sprecherinnen: Bibiana Beglau, Dulcie Smart

Game-Design, Narrative Design: Michael Geithner, Anne Sauer (Playing History)

Game Producer: Martin Thiele-Schwez (Playing History)

Illustration: Alexander Roncaldier (Playing History)

Interface Design: Elisabeth Schunck (Playing History)

Development: Martin Seidel (Playing History)

Musik, Sound: Bartosz Bludau

Animation, Schnitt: Jonas André (Playing History)

Internetadresse: dhm.de/herbst89

 

Begründung der Jury: Im Frühjahr 1989 wurden die Proteste auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking durch die Armee brutal niedergeschlagen. Drei Monate später starteten in der DDR die Montagsdemonstrationen, gingen jeden Montag erst Hunderte, dann Tausende und zum Schluss Hundertausende auf die Straße. Die zahlenmäßig größten Demonstrationen fanden in Leipzig statt. Für die Ausstellung „Roads not Taken. Oder: Es hätte auch anders kommen können” der Stiftung Deutsches Historisches Museum wurde das über einen Browser zugängliche Spiel „Herbst ’89 – Auf den Straßen von Leipzig“ konzipiert. In einer interaktiven Graphic Novel können Rollen unterschiedlicher Akteur* innen übernommen werden, um aus deren Perspektiven die friedlichen Proteste vom 9. Oktober 1989 in Leipzig zu erleben. Die Spielentscheidungen beeinflussen den Lauf der Ereignisse – bleibt es friedlich oder kommt es zum Waffeneinsatz, zu Blutvergießen. Die Gestaltung als interaktive Graphic Novel zieht den/die Spielende*n ins Geschehen. Die Perspektiven der Demonstrierenden machen nachvollziehbar, unter welchem Druck die Bevölkerung stand, welchen Mut das Demonstrieren erforderte, und vermittelt den drängenden Wunsch der Menschen nach Freiheit und Selbstbestimmung. Genauso ist es auch möglich, die Perspektive eines Politbüromitglieds, eines Polizisten oder einer linientreuen Lehrerin einzunehmen. Das Spiel kann für sich alleine stehen und ist so mehr als nur eine Ergänzung zur Ausstellung. Es verbindet die spielerische Auseinandersetzung mit der Geschichte, indem es historische Ereignisse lebendig werden lässt und die Spieler*innen durch die interaktive Erzählform in die Geschichte hineinzieht. Die friedliche Revolution in der DDR liegt heute 36 Jahre zurück, das ist mehr als eine Generation. Das Game leistet einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung der Geschichte, indem es den nach 1989 Geborenen die Möglichkeit gibt, die Ereignisse nachzuerleben. Vielfältige weiterführende Links ergänzen das Angebot, um tiefer in die historischen Quellen einzutauchen.

Beschreibung: Und wenn man die deutschdeutsche Geschichte nochmal anders stattfinden lassen könnte? Für die Ausstellung „Roads not Taken. Oder: Es hätte auch anders kommen können” lädt das über den Browser zugängliche Spiel „Herbst ’89 – Auf den Straßen von Leipzig“ der Stiftung Deutsches Historisches Museum ein, in einer interaktiven Graphic Novel die Rollen unterschiedlicher Akteur*innen zu übernehmen und aus deren Perspektive die friedlichen Proteste vom 9. Oktober 1989 in Leipzig (neu) zu erleben.

 
 



Little Monsters

 
Screenshot Webseite "Little Monsters"

Preis verliehen für Idee, Redaktion und Grafik


Anbieter: WDR

Produzenten: Catherine Hawardt, Hannes Jakobsen (DRIVE beta)

Idee: Franca Fischer, Ramona Nowarra, Claudia Müller (DRIVE beta)

Entwicklung & Konzept: Franca Fischer, Ramona Nowarra (DRIVE beta); in Zusammenarbeit mit Anna Beerlink, Torben Richter (WDR Kultur)

Projektleitung: Ramona Nowarra (DRIVE beta); Karen Voß, Martina Müller-Wallraff (WDR)

Recherche: Leonore Horvath, Alexandra Richard (DRIVE beta)

Redaktion: Leonore Horvath, Mareike Kühr, Alexandra Richard (DRIVE beta); Nada Assaad, Ann-Kathrin Seidel (WDR)

Communitymanagement: Leonore Horvath, Alexandra Richard (DRIVE beta)

Produktion: Philipp Eberhardt, Florian Fimpel (DRIVE beta)

Illustration: Claudia Müller (DRIVE beta)

Grafik: Emilia Cabrera Delgado, Claudia Müller (DRIVE beta)

Internetadresse: instagram.com/littlemonsters.wdr

 

Begründung der Jury: Der Instagram-Kanal „Little Monsters“ des WDR adressiert die Ängste und Herausforderungen der GenZ. Sichere Räume im Internet für die eigenen Gefühle zu finden, ist für diese Generation sehr wichtig. Gleichzeitig zeigt „Little Monsters“ allen: „Du bist nicht allein.“ Das Dilemma der Sitzplatzwahl in öffentlichen Verkehrsmitteln, das unverhoffte Klingeln an der Tür oder des Telefons belasten auch andere? Insbesondere wenn man unsicher ist, könnte der Gedanke kommen, nur man selbst habe diese Probleme. Der Kanal erzeugt ein Zusammengehörigkeitsgefühl, ermutigt zur Nachsicht mit sich selbst und hält viele kleine und große Tipps parat. Ein Team mit psychologischem Fachwissen unterstützt den Kanal. Dies ist gerade im Hinblick auf die aktive Auseinandersetzung mit mentaler Gesundheit besonders wichtig und zeugt von verantwortungsvollem Umgang mit der Zielgruppe. „Little Monsters“ ist grafisch „sehr süß“ gestaltet, hält einen konsistenten Stil durch und hat teilweise interaktive Inhalte. Der Kanal verwendet flexibel verschiedene Content- Formate bzw. Medien. Zeichnungen, Fotos und Videos werden durch Text, Musik und grafische Elemente angereichert. Die Kommentare der Community werden moderiert und teilweise beantwortet. Es entsteht ein Austausch über die eigenen Empfindungen und Erfahrungen. Vom Kofferrollen auf Kopfsteinpflaster bis hin zu harten Krisen auf der Arbeit oder im Privatleben. Auch andere Generationen erwischen sich dabei, sich mit den Beiträgen zu identifizieren. Die Posts machen Mut und helfen, im Alltag zu bestehen. So bietet der Kanal einen wichtigen Safe Space für junge Menschen, um sich ihren Ängsten anzunähern, in der Community auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Schön, dass es sie gibt, die „Little Monsters“.

Beschreibung: Anxiety in der Bahn, people pleasing und wie Micro-Neins helfen können. Der WDR-Instagram-Kanal „Little Monsters“ beschäftigt sich seit Januar 2025 mit sozialen Ängsten und Themen der mentalen Gesundheit. Herausforderungen und Unsicherheiten in sozialen Alltagssituationen werden in humorvolle Comicform gepackt oder in Reels nachvollziehbar abgebildet. So bietet der Kanal einen wichtigen Safe Space für junge Menschen, um sich ihren Ängsten anzunähern, in der Community auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award SPEZIAL



Femizide stoppen!

 
Screenshot Webseite "Femizide stoppen!"

Preis verliehen für Idee und Umsetzung


Gesamtverantwortung: Lilly und Team

Internetadresse: instagram.com/femizide_stoppen

 

Begründung der Jury: Die meisten Kacheln bestehen aus einem roten Hintergrund und einer schwarzen Zahl. Darunter der traurige Untertitel des Instagram-Kanals und ein Kreuz mit einer Datumsangabe. Jede Kachel steht für eine Frau, die durch ihren Partner oder Ex-Partner ermordet wurde. Manchmal wird die Kachel-Wand durchbrochen von dem Bild einer Mutter mit ihrem Kind. Beide ermordet. Von einem Mann, der beiden nahestand. Das Projekt „femizide stoppen“ ist schlicht gestaltet. Femizide in Deutschland, also die Tötungen von Frauen durch ihre Partner und Ex-Partner, werden auf diesem Instagram- Kanal aufgeschrieben, jeder einzelne Fall öffentlich gemacht. Allzu häufig interessieren sich Medien, Politik und Sicherheitsbehörden für Femizide nur dann, wenn sie von Ausländern oder Männern mit Migrationshintergrund begangen werden. Auch dagegen immunisiert der Instagram-Kanal von Lilly und ihrem Team. Die Namen der Frauen und auch die Namen der Täter lassen alles Mögliche vermuten. Jede nur erdenkliche Schicht, jedes Milieu, jede Herkunft sind vertreten. Der Hass, die Gewalt, der Missbrauch und die Tötung von Frauen ist ein strukturelles Problem, das sich oft genug auch hinter einer bürgerlichen Fassade verbirgt. Man kann den Verdienst von Lily und ihrem Team nicht hoch genug schätzen. Die akribische und unermüdliche Arbeit bei der Recherche, die Auseinandersetzung mit einem gesellschaftlichen Problem, was ja eigentlich Aufgabe der Medienlandschaft wäre. Dass Lily und ihr Team diese Lücke füllen, dass sie sich nicht beirren lassen vom Hass, der ihnen teilweise entgegenschlägt, den aggressiven, den wütenden, ekligen und auch gefährlichen Kommentaren im digitalen Raum, macht diesen Kanal zu einem bemerkenswerten, vorbildlichen und preiswürdigen Angebot.

Beschreibung: „Keine weitere Frau soll ihr Leben durch einen Femizid verlieren“. Das ist das Ziel von Lillys Instagram-Kanal „femizide stoppen“, den sie 2021 mit ihrem Team anlässlich des Femizides einer Freundin und ihres Sohnes startete. Dort zählen sie seitdem Femizide, also Morde aufgrund weiblichen Geschlechts, in Deutschland: mit Todestag, manchmal den Namen der getöteten Frauen sowie Hintergründen. Zusätzlich gibt es Vernetzungsmöglichkeiten und Offlineaktionen. So zeigen sie zeitgemäß, dass Femizide keine Einzelfälle sind.

 
 



Mastodon stellvertretend für die Idee des Fediverse

 
Screenshot Webseite "Mastodon-Profil von Eugen Rochko"

Preis verliehen für Idee


Gesamtverantwortung: Eugen Rochko, stellvertretend für Mastodon

Internetadresse: mastodon.social/@Gargron / joinmastodon.org/de

 

Begründung der Jury: Das Internet wurde einst als dezentrales Netzwerk ersonnen, um resilient gegen Angriffe auf zentrale Infrastrukturen zu sein. Und das World Wide Web ist einst mit der Idee der Vernetzung und des Austauschs von Wissen angetreten. Auch wenn wir bereits seit der Kommerzialisierung des Internets „Walled Gardens“ kennen, also geschlossene Plattformen, um Nutzer*innen und die von ihnen generierten Inhalte einzuzäunen, so stellt die jüngste Dominanz einiger weniger großer Tech-Konzerne aus noch weniger Ländern eine Bedrohung für den kritischen, demokratischen, öffentlichen Diskurs dar. Neben den Algorithmen, die bestimmen, wer von uns welche Inhalte sieht, unterdrücken arbiträre Regeln Aufklärung oder politische Themen. „Mastodon“ besinnt sich auf das ursprüngliche Versprechen der freien Vernetzung zurück. Es ist mehr als nur ein Mikroblogging- Dienst, wo man den Anbieter frei wählen oder gar den Server selbst betreiben kann. „Mastodon“ ist Teil des größeren Fediverse. Dieses „föderierte Universum“ bietet eine Vielzahl weiterer Dienste, etwa Peer- Tube für Videos, Pixelfed für Fotos und Bilder, Lemmy für Online-Diskussionen oder Friendica für die Vernetzung mit Freunden. Sie alle nutzen offene Protokolle und Open Source für den Austausch. Die Vernetzung und der Austausch finden nicht nur zwischen User*innen eines Servers oder eines Dienstes statt, sondern kreuz und quer miteinander, über Servergrenzen und Dienste hinweg. Content kann dank des Fediverse auf ganz andere Weise vernetzt werden: Es erlaubt, auf „Mastodon“ einem Video-Podcast einer anderen PeerTube-Instanz zu folgen und Fotos von Pixelfed zu teilen und zu kommentieren, während Likes und Kommentare zurückfließen. Es bietet einen Nährboden für neue Formen von Online-Publizistik, oder auch nur einen Raum abseits willkürlicher Regeln großer Plattformenbetreiber. Das Fediverse zeigt, dass ein anderes Internet möglich ist. Stellvertretend fürs Fediverse, zeichnen wir Mastodon aus.

Beschreibung: Es mangelt an virtuellen Räumen, wo Menschen einen respektvollen Austausch pflegen können, sie glaubwürdige Informationen finden und ihre Daten nicht für kommerzielle Zwecke verwertet werden. Nur das Fediverse bietet hier noch eine Alternative zu den kommerziellen Angeboten US-amerikanischer oder chinesischer Provenienz, wofür „Mastodon“ mit seiner anti-kapitalistischen Plattformlogik stellvertretend als Prototyp für dezentrale Netzwerke steht. Frei nach dem Motto: deine „Tröts“ gehören nur dir.

 
 



Preisträger des Grimme Online Award PUBLIKUMSPREIS



Zentrum für Politische Schönheit für die Aktion "AfD-Verbot"

 
Screenshot Webseite "AfD-Verbot"

Anbieter: Zentrum für Politische Schönheit

Idee: Zentrum für Politische Schönheit

Redaktion: Hinnerk Höfling

Recherchen: Anton L., Kassandra K., Karim Shebeika, Lara T. u.v.a.

Technische Umsetzung: Die Pixelbrigade des Zentrums für Politische Schönheit

Internetadresse: afd-verbot.de

 

Beschreibung: Das „Zentrum für Politische Schönheit“ macht Kunst. Kunst, die bewusst kontrovers agiert und komplexe Fragen aufwirft, so auch bei der Website afd-verbot.de. Sie verlängert ihre Kunstaktion(en) ins Digitale und wird dadurch netzpublizistisch wirksam, weil sie Beweise und Hinweise zum Rechtsextremismus in Deutschland sammelt und onlinespezifisch aufbereitet. Das Netz wird so zum Aufklärungsinstrument im Sinne einer wehrhaften, digitalen Demokratie.

 
 

Sonderpreis „Künstliche Intelligenz"



Eternal You

 
Screenshot Webseite "Eternal You"

Preis verliehen für das gesamte Team


Anbieter: Docmine Productions

Autoren, Regie: Hans Block, Moritz Riesewieck

Kreative Leitung: Patrick M. Müller

Illustrationen: Wolfgang Wiler

Musik: Gregor Keienburg, Raffael Seyfried

Animation: Loris Bosco

Schnitt: Florentin Erb

UX Design: Philipp Bornhauser

Kamera: Tom Bergmann, Jeffrey Johnson, Konrad Waldmann

Technische Umsetzung: Flavio Reinhard

Produktionsleitung: Alexa Meyer

In Koproduktion mit SRG SSR | SRF und beetz brothers film production.

Mit Unterstützung durch die Zürcher Filmstiftung, das Bundesamt für Kultur (BAK) und MEDIA Desk Suisse.

Internetadresse: eternalyou.online

 

Begründung der Jury: „Eternal You“ ist ein außergewöhnliches, vielschichtiges Webangebot, das weit mehr ist als ein weiterer Beitrag über die Risiken und Chancen Künstlicher Intelligenz. Durch das gewählte Scrollytelling-Format entfaltet „Eternal You“ seine publizistische Tiefe und emotionale Wucht. Es ist klug komponiert, atmosphärisch dicht und immersiv und zwingt zur Auseinandersetzung mit Fragen, die zu oft verdrängt werden: Was bleibt, wenn wir gehen? Darf ein Algorithmus nachbilden, was zutiefst menschlich ist? Wo endet Erinnerung – und wo beginnt digitale Illusion? „Eternal You” ist kein Blick in eine ferne Zukunft, sondern ein Report aus der Gegenwart und erhält auch dadurch seine unbedingte gesellschaftliche Relevanz. Es geht um Identität, Trauer, digitale Unsterblichkeit und die Kommerzialisierung des Intimsten. Das Projekt bringt uns an den moralischen Kern der KI-Debatte und fordert uns auf, eine Haltung zu entwickeln. Die journalistische Exzellenz beeindruckt. Die Recherche ist fundiert, multiperspektivisch und international. Die Haltung ist klar, aber nie polemisch, lässt auch Graustufen und Zwischentöne zu. Die Form verstärkt die Aussage: Die interaktive Gestaltung zwingt die Lesenden, sich selbst zu positionieren. Hier entsteht ein Dialog, kein Monolog. „Eternal You” macht erfahrbar, was KI mit uns macht – nicht nur technisch, sondern auch existenziell. Es vertieft das Wissen, schärft das Bewusstsein und markiert die Grenzen des Machbaren. Nach sorgfältiger und intensiver Abwägung ist die Jury zu dem Ergebnis gelangt, dass „Eternal You“ den „Sonderpreis Künstliche Intelligenz“ in herausragender Weise verdient und eine beispielhafte Erfüllung des Preisauftrags darstellt. Diese Auszeichnung ist daher mehr als eine Würdigung. Sie ist ein Signal für Tiefe, Haltung und für journalistischen Mut im digitalen Zeitalter.

Beschreibung: Was bedeutet es, mithilfe von KI eine verstorbene Person kommunikativ wieder zum Leben zu erwecken? Das multimediale und modulare Angebot „Eternal You“ von Docmine greift Fragen digitaler Erinnerungskultur in Film, Scrollstories, Cartoons und Kurzvideos auf. Zu Wort kommen Produzenten und Kunden der Digital Afterlife Industry. Ihre Erzählungen über Körperlichkeit, (Un-)Sterblichkeit und Verlust behandeln das digital ökonomisierte und doch vergängliche, menschliche Dasein: Trauerarbeit trifft auf Digitalethik.